von Ute Hagen, psychologische Beraterin und Kräuterfachfrau
Hachja, was wäre meine Weihnachtszeit ohne meine Familien-Rituale?
Alle 4 zusammen holen den Lichterbaum! Wurscht, ob’s regnet oder schneit, es MUSS der richtige Baum sein, also tigern wir alle zusammen von einem Baum zum anderen, bis wir den perfekten gefunden haben. Alle 4 zusammen sitzen am Esstisch und verfassen die Wunschzettel! Oh, ist das ein Problem, wenn alle vier gleichzeitig zum roten Stift greifen! Nächstes Jahr müssen unbedingt zwei Garnituren Stifte auf den Tisch! Alle 4 zusammen sitzen auf der Couch und entscheiden, in welcher Farbe der Lichterbaum dieses Jahr erstrahlt ! Klassisch rot – oder neee, dieses Jahr blau! Echt? Blau? Wie wäre es mit Gold? Ok, dann dieses Jahr Watteweiß mit Blau?
Alle 4 zusammen schmücken den Lichterbaum! Die Lichter macht die Mama, denn der Baum muss strahlen! Schon so von innen raus. Papa sitzt auf dem Boden und sortiert seit einer Stunde die völlig verhedderten Lichterketten, es tönen Weihnachtslieder aus dem Radio und Mama macht nochmal Punsch für alle.
Alle zusammen – alle lachen glücklich!
Hachja, ist schon anders, bisschen komisch
Hachja
Dann ist die Tochter ausgezogen.
Ja klar, Kinder werden groß.
Also, krempeln wir die Ärmel hoch und ändern die Weihnachts-Rituale etwas ab! Wir holen nun zu dritt den Lichterbaum, verfassen Wunschzettel per WhatsApp-Gruppe, entscheiden per Zoom die Farbe am Baum und schmücken zu dritt.
Naja, früher wars schöner, aber wir lachen doch auch zu dritt!
Hachja, ist schon anders, bisschen komisch
Es tut weh, weils doch bisher so schön war!
Jetzt will der Sohn ausziehen, raus in die weite Welt.
Nichts fühlt sich mehr an, wie es war. Dann geht gar keines der heißgeliebten Rituale mehr. Sollen mein Mann und ich einen Baum holen, setzen wir uns nun zu zweit zum Wunschzettelschreiben an den Esstisch, werden wir am Weihnachtstag überhaupt alle zusammen sein können, wenn der Sohn irgendwo auf der Welt arbeitet?
Wir alle haben die Rituale genossen. Haben sie uns doch Zusammengehörigkeit, Halt und Freude geschenkt, jedes Jahr wieder. Und jetzt kommt ein ganz wehmütiges Gefühl in mir hoch, weil’s doch so schön war mit den kleinen Kindern und den glücklichen Augen. Auf einmal kommen mir Begriffe wie „Resilienz“ und Zitate wie „Leben heißt Veränderung“ in den Sinn. Aber das zu fühlen ist so viel anders, als es in einem Buch zu lesen. Es tut weh, weil’s doch bisher so schön war! Und eigentlich will ich ja auch gar nicht, dass sich da irgendwas ändert!
Jetzt kommt eine andere Zeit …
Aber egal ob ich will oder nicht, jetzt kommt eine andere Zeit.
Eine Zeit, in der wir alle uns erst neu finden müssen und neue Rituale entwickeln können, die uns dann wieder über die Jahre hinweg begleiten werden.
Also, liebe Rituale, es ist Zeit für euch, dass ihr euch mit uns weiterentwickelt, damit ihr uns auch in der neuen Zeit Zusammengehörigkeit vermittelt, Halt in der Änderung gebt und Freude bringt, dass wir, egal wo auf der Welt wir grade sind, uns aufeinander freuen.
Frohe Weihnachten
Wer mir auch eine persönliche Erfahrung mitteilen möchte, nimmt einfach Kontakt zu mir auf.