Mein Räucherritual zum Ankommen in meinem Zuhause
Ein Erfahrungsbericht über das Räucherritual in den Rauhnächten von Claudia Simon
Meine Kinder sind erwachsen, die Wohnung zu groß, was liegt also näher als in die ungenutzte Wohnung meiner Oma im Elternhaus zu ziehen? So einfach war es dann aber leider doch nicht. Das Verhältnis zum Stiefvater nicht gut, die Erinnerungen und der renovierungsbedürftige Zustand waren schon ein Thema. Andererseits war es alleine auf 120 m² nicht mehr gemütlich und die Miete hoch. Gut, der eigene Garten wird mir fehlen. Ok, der große Balkon meiner Oma geht sicher auch. Also renoviert und eingezogen!
Die Wohnung ist fertig
Schön ist es geworden! Viele meiner Schätze konnten mit, Kinder und Freunde finden die Wohnung toll und genügend Platz habe ich auch. Aber … Wie immer kam das große ABER …
Nicht mein Zuhause
Ich kam nicht an. Immer wenn ich an die Wohnung dachte, war es Omas Wohnung. Nicht mein Zuhause. Mein Verhältnis zu meiner Oma war sehr eng. Vielleicht zu eng. Ich habe mich bei ihr immer geborgen und zuhause gefühlt.
Keine Wäsche zwischen Weihnachten und Neujahr
Durch einen Beitrag im Fernsehen über die Rauhnächte zwischen Weihnachten und Dreikönig erinnerte ich mich wieder an vieles, was ich immer Omas Aberglauben genannt habe. Nicht waschen in der Zeit bzw. keine Wäsche draußen aufhängen. Alles so kleine Rituale, die mir schon verloren gegangen sind. Meine Neugierde war geweckt. Was hat es damit auf sich? Was sind das für alte Bräuche?
Vorbereitung auf das Räucherritual
Zuerst habe ich online gelesen, dann ein paar gebrauchte Bücher gekauft – man weiß ja nie, ob es etwas ist. Und schon hatte mich die Idee gepackt. Ich habe mir – viel zu viel – Räucherzeugs gekauft und am 21. Dezember angefangen.
13 Wünsche
Also 13 Kärtchen mit Gedanken zu formulieren war eine große Herausforderung für mich. Ich habe dabei sehr mit mir gehadert. Was ist ein würdiger Wunsch? Was wünsche ich mir wirklich fürs nächste Jahr? Wo stehe ich gerade? Was sind meine Ziele? Und … ich habe mich mit mir selbst beschäftigt. Stunden später waren 13 Kärtchen beschrieben, 13 Wünsche formuliert und die Unsicherheit genauso groß wie die Hoffnung.
Rauhnächte
Ich bin nicht besonders spirituell oder abergläubisch, ich weiß nicht, warum es so war, aber mein Projekt Rauhnächte hat mich stark beschäftigt. In der Nacht zum 21. Dezember ging es dann los mit einer Säuberungsräucherung mit weißem Salbei in der ganzen Wohnung. Nicht, dass es hier schmutzig gewesen wäre! Es nennt sich so. Und ich war skeptisch. Also habe ich mir wirklich diese zwei Stunden freigehalten und habe das Räucherritual gestartet. Bei den Vorbereitungen war ich nervös, aber neugierig. Dann quoll der erste Rauch aus der Schale, meine Kater verschwanden und ich roch erstmal. Schließlich bin ich mit der Schale in jedem Raum umhergelaufen und war ganz ruhig dabei. Aber skeptisch. Na gut, der Geruch gefiel mir. Am nächsten Abend sollte ich nun aus meiner Dose den ersten Zettel ziehen, ihn verbrennen und anschließend die Wohnung wieder mit guten Düften räuchern. Diesmal kam nach dem Weißen Salbei auch Weihrauch zum Einsatz. Und dieses Ritual mit Räucherung und verbrennen der Wünsche sollte mich bis zu den Heiligen drei Königen begleiten. Die Wünsche waren ja unsichtbar auf den Kärtchen und jeder Tag sollte dabei für einen Monat des nächsten Jahres stehen. Der letzte Zettel, der 13. Wunsch, der 13. Wunsch ist der Wunsch, um den ich mich im neuen Jahr selbst kümmern soll. Ich bin gespannt, welcher übrigbleibt.
Nach dem Räucherritual: Zuhause!
Während dieser Zeit waren mir meine Oma, meine zu früh verstorbene Mutter, sogar mein Vater, den ich fast nicht kannte, seltsam nah. Ich habe also jeden Abend für eine Stunde hier meine persönliche Auszeit genommen, Gerüche ausprobiert, Katzen durch Rauch vertrieben und meine Wünsche angezündet. Und dabei habe ich mich intensiv mit mir beschäftigt, mit meinen Zielen und Wünschen und diese Wohnung, die Wohnung meiner Oma als mein Zuhause angenommen. Ich bin angekommen.
Mein Fazit
Andere Menschen müssen alles putzen oder desinfizieren, ich musste mich mit mir auseinandersetzen um anzukommen. Ob die Wünsche erfüllt wurden? Einige ja, andere nicht. Wie immer halt. Aber ich arbeite daran. Ob ich es nochmal mache? In dieser Intensität sicher nicht, aber an einzelnen Abenden werde ich es sicher wieder zelebrieren, an meine Wünsche und Ziele, meine Mutter und meine Oma denken und gespannt sein, wohin meine persönliche Reise noch geht.