Von Bergedorf über Geesthacht nach Schnakenbek

Tag 8 der Elbwanderung

Heute früh ging es in Bergedorf recht früh los, es war etwa halb zehn. Man kommt vom Bahnhof aus recht schnell auf eine Ausfahrtstraße, die mit Einzelhäusern und Mehrfamilienhäusern ganz nett bebaut und von vielen dunklen Backsteingebäuden gesäumt ist, die ich ja sehr gerne leiden mag. Kaum hat man Bergedorf verlassen, reihen sich ähnlich nette Orte aneinander. Einer hieß Börnsen, der andere Escheburg und beide liegen wieder in Schleswig-Holstein. Unterschiedlich alte Häuser, alles schön gepflegt, das Kontrastprogramm zur Mittwochstour durchs Gewerbegebiet. Das ist ein sehr entspanntes Wandern. Das Wetter ist super, es ist zwar nicht warm, nein, es ist durchaus kalt zu nennen, aber der Himmel ist super klar, blauer Himmel inzwischen. Es ist wirklich schön! Zwischendurch habe ich in einem Bushäuschen eine Pause gemacht. Natürlich hielt auch sehr schnell ein Busfahrer, der aber schnell erkannte, dass ich nicht mitfahren möchte. Schon konnte ich ungestört weiter picknicken.

Pekingsuppe und Glückskeks

Ohne besondere Zwischenfälle bin ich in Geesthacht und in einem chinesischen Restaurant mit einer sehr netten Bedienung angekommen, aber ich bin tatsächlich die einzige Gästin, es ist niemand hier. Ich dachte schon, es ist geschlossen, aber die gähnende Leere ist wohl Corona zuzuschreiben. Es ist ein großes Restaurant, aber total leer. Das ganze Buffet wurde vorbereitet und keiner isst es. Es ist traurig. Ja, aber das ist wohl die Zeit im Moment. Ich hatte eine sehr leckere Pekingsuppe und einen heißen Tee. Nicht zu vergessen den Glückskeks mit dem Spruch vom Licht am Ende des Tunnels in abgewandelter Form. Das gilt bestimmt auch für die Coronazeit – vermutlich für unser aller Leben. Nun gut, jetzt schlendere ich auf dem Weg zu Familie D. durch den Ortskern von Geesthacht, mache ein paar Bilder für mich und für euch und lasse mich von dem Ort überraschen.

Eine gemütliche Kaffeestunde

Richtig, Familie D. habe ich am Dienstag in Blankenese im Restaurant Ahrberg kennengelernt. Dort, wo es den guten Apfelkuchen gab. Ich habe dank der bezaubernden Einladung des Ehepaars eine bezaubernde Kaffeestunde verlebt und viel erfahren über die Region. Ich gehe jetzt bewusst an der Endmoräne vorbei, die die Landschaft hier aufgeschoben hat, sodass letztendlich die Elbe entstehen konnte. Kaum weiß man etwas mehr über die Hintergründe, sieht man alles gleich mit anderen Augen. Auch über Geesthacht und die Lungenheilanstalt Edmundsthal-Siemerswald, die dort von Edmund Siemers gegründet wurde und sich bis heute zu verschiedenen Kliniken, insbesondere zu einer neurologischen Fachklinik und einem neurologischen Rehabilitationszentrum weiterentwickelt hat. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene werden hier behandelt.

Bauern und Arbeiter

Leider habe ich ja wieder nicht allzu viel Zeit gehabt mir den Ort anzuschauen, aber ich habe erfahren, dass sich in Geesthacht vor allem die Lebenswelt von Bauern und Arbeitern widerspiegelt. Nach der gemütlichen Kaffeestunde hat das Ehepaar D. mich dann wieder an die Elbe geleitet, was ich besonders nett fand. Ich bin jetzt wieder auf meiner Strecke, nachdem ich schon in Hamburg vom Ufer Abstand nehmen musste. Die Sonne scheint noch und ich wandere mit Blick auf die glitzernde Elbe – herrlich! Ich freue mich, dass ich am Wasser weitergehen kann und hoffe, dass man das Wasser möglichst ständig sieht. Das wäre schon schön, schließlich ist es ja eine Elbwanderung.

Planänderung

Meine Pläne für die Rückfahrt habe ich geändert, denn ich habe mich dahingehend beraten lassen, nicht ganz bis nach Lauenburg zu gehen, sondern vorher einen Bus in Richtung Bergedorf zu nehmen. Ich hab nämlich bei der Planung gar nicht darauf geachtet, dass die Bahnverbindung von Lauenburg nach Hamburg weniger günstig ist. Also geht es später mit dem Bus direkt zum Berliner Tor in Hamburg, von dort aus wieder mit der S-Bahn nach Poppenbüttel und das Reststückchen nach Sasel mit dem Bus.

Und noch eine einzigartig Begegnung

Geesthacht
Begegnung mit Jessie

Meine Elbwanderung ist einfach unglaublich! Kaum habe ich Familie D. in Geesthacht verlassen und bin am Kanuclub Geesthacht vorbeimarschiert, komme ich – kaum einen Kilometer weiter – zum Hochseilgarten und lerne Jessie kennen. Sie hat einen Studiengang absolviert, bei dem es um Fitnessökonomie ging, also Bewegung, Gesundheit, Ernährung, all das sind ihre Themen. Total spannend. Sie hat eine schon herausfordernde Geschichte hinter sich, die möchte ich hier jetzt nicht im einzelnen ausführen, aber es sind schon Parallelen zu meinen Erlebnissen dabei. Sie ist 41, lebt in Geesthacht und überlegt, sich in dem Bereich selbständig zu machen. Bevor sie zum Wandern rausging, um sich über ihre berufliche Situation klarer zu werden, hat sie dem Schicksal eine Aufgabe gestellt: Wenn sie jemanden trifft, mit demjenigen ins Gespräch kommt und es dabei ums Wandern geht, dann ist dieses Thema ihre berufliche Zukunft. Fand ich ganz cool und es hat ja auch geklappt. Zumindest waren wir sofort bei unserem Thema: Wandern! Und wer weiß, vielleicht lässt sie sich ja tatsächlich als Wandercoach auf Fuerteventura nieder? Dann reise ich bestimmt auch nach Fuerteventura. Ich habe sowieso gerade gehört, dass das eine ganz tolle Wanderregion sein soll und mir vorgenommen, dorthin zu reisen. Es war schön, Jessie kennenzulernen. Wir sind ja noch ein Stück gemeinsam gelaufen, haben uns schnellen Schrittes und schnellen Sprechens ausgetauscht – es war eine tolle Begegnung. Jessie hat mir ebenfalls empfohlen, den Bus zu nehmen und mir den schönen Weg ans Herz gelegt. Sie kennt sich hier ja bestens aus.

Mitten durch die Schmodderpfütze

Der Elbuferwanderweg, dem ich nun folge, ist ganz wunderbar. Allerdings passiere ich auf dem ersten Stück des Weges erst einmal das Kernkraftwerk Krümmel. Von eher historischem Interesse ist die alte Schwarzpulverfabrik, ich sehe sie tatsächlich nicht, will aber auch nicht vom Wege abweichen, da es nach meinem Besuch ja doch schon etwas später als geplant ist. Wanderungen und Besichtigungen passen halt nicht immer zusammen. An einer Grillhütte komme ich auch vorbei. Es muss toll sein, hier im Sommer zu grillen. Von dort ist es nur noch ein kleines Wegstück nach Tesperhude. Hier gibt es Restaurants, ein Hotel, einen großen Spielplatz, schöne Sitzgelegenheiten mit Blick über die Elbe und jede Menge Kaninchen. Die hoppeln hier solange auf der Wiese herum, bis man sich zu sehr nähert. Dann sind sie blitzschnell in den Büschen am Ufer verschwunden, wo ihr Rascheln noch zu hören ist. Hübsch ist es in Tesperhude.

Hohes Elbufer

Zwischen dem Weg und der Elbe ist ein schmaler Streifen, der nicht allzu dicht mit Bäumen bewachsen ist. Die schon etwas tiefer stehende Sonne und bringt das Wasser zum Glitzern und die Bäume bilden dazu einen schönen Kontrast. Dann geht es am Campingplatz „Hohes Elbufer“ vorbei. Da sich hier im Winter keine Camper aufhalten, habe ich die Elbe weiter gut im Blick. Links der Wald, rechts erst der Campingplatz, dahinter die Elbe. Und mitten auf dem Weg eine richtige Schmodderpfütze. Außen rum ging es nicht. Ich musste mitten durch. Könnt ihr euch dieses gurgelnde Geräusch vorstellen? Und natürlich war der Schmodder nasser und tiefer als gedacht. Wie sollte es anders sein? Doch meine geliebten Wanderstiefel haben es gepackt. Meine Füße blieben trocken und den Dreck hatte ich auch bald in der Welt verteilt, sodass ich am Abend fast wieder saubere Stiefel hatte. Als der Weg von Baumstämmen versperrt wurde, ich war dank Familie D. schon darauf vorbereitet, habe ich mich links gehalten bin bis zu B5 gegangen und dort dann rechts eingebogen in Richtung Schnakenbek. An der Bushaltestelle Twiete habe ich dann den Bus genommen und bin dann wie geplant zurückgefahren.

Nächster Startpunkt: Schnakenbek

Das war jetzt vorerst der letzte Tag an der Elbe. Ich werde euch auf dem Laufenden halten und euch bald verraten, wie es weitergeht an der Elbe. Sicher ist schon einmal, dass ich in Schnakenbek an der Busstation Twiete wieder die Beine in die Hand nehmen werde.

Über eure Kommentare freue ich mich natürlich wieder und auch Tipps für meinen Weg ab Schnakenbek nehme ich gerne. Gerne auch per Email.