Lost places am Wegesrand
Am 11. September 2023, also am 20. Tag meiner Elbwanderung, starte ich genau dort, wo ich sie im Frühjahr abbrechen musste, weil ich krank wurde – in Burg bei Magdeburg. Damit auch alles seine Ordnung hat, lasse ich mich von Thomas genau zu der Pension bringen, von der er mich im Frühjahr abgeholt hat, und laufe durch den Ort Burg bei Magdeburg. Vorher haben wir natürlich noch die Chance genutzt und ein bisschen was gegessen beziehungsweise einen Kaffee getrunken. Nichtsdestotrotz wandere ich danach zum Ortskern weiter in Richtung Magdeburg. Der Weg ist gut zu finden. Unterwegs sehe ich immer mal wieder verfallene Häuser, die ihren ganz eigenen Reiz haben, so der Barbier und Frisör Hermann Schmitt, der wahrscheinlich seit einigen Jahrzehnten den Putz mit seiner Werbung ziert. Das Haus verliert seinen Putz, doch die Werbung ist immer noch zu sehen. Das macht den Charme von Lost Places aus. Immer wieder reizvoll, wenngleich nicht unbedingt schön.
Hallo Ampelmännchen
Begrüßt werde ich natürlich auch von Ampelmännchen. Ich orientiere mich kurz an der Kreuzung, wo es entlanggeht. Ich freue mich, dass es die noch immer gibt. Sie sind für mich eine nette Geste. Ich habe auch ein Ampelmännchen am Kühlschrank. Seit ich in Berlin gewesen bin. Das musste sein!
Ich mag Asphalt
Danach kommt ein langes Stück Landstraße. Das war jetzt nicht so super schön, aber immerhin ist der Fußgänger- oder wahrscheinlich eher Radweg abgeteilt durch eine geschlossene Linie von der Fahrbahn. Angenehm ist es wegen der Autos trotzdem nicht. Was ich aber gerne mache, ist auf dem Asphalt zu laufen. So braucht man nicht auf den Untergrund achten, um das Grün der Umgebung und die Bäume in sich aufzusaugen. Deshalb habe ich mit Asphalt keine Probleme. Auch auf Deichen finde ich das manchmal schön, wenn dort Asphaltwege sind. Man geht einfach nur, hat im Normalfall keine Hindernisse oder Wurzeln und nichts, was einen zum Stolpern bringen kann. Man kann einfach den Blick in die Ferne genießen. Also, alle die auf Asphalt schimpfen: Diese Wanderer gehen dort sicher anders heran. Für mich ist Laufen auf dem Asphalt eine angenehme Art des Vorwärtskommens, wobei ein Waldboden natürlich auch seine Reize hat.
Ein warmer Septembertag
Es ist September. Am Rand sind immer noch Blüten und Blümchen zu sehen. Man muss allerdings ein wenig schauen. Ich finde erstaunlich, was alles noch wächst und es ist auch alles noch sehr grün. Vielleicht habe ich aber auch eine herbstliche Erwartungshaltung, die noch nicht erfüllt wird. Der Weg ist tatsächlich anstrengend, weil es durchaus warm ist. Mittags finde ich in einem netten kleinen Ort, in Schermen, die Gaststätte „Zur grünen Tanne“. Dort habe ich mich mit einem leckeren, kleinen Salat und einem Glas Wasser erfrischt und auf einer überdachten Terrasse im Schatten gesessen. Das war sehr erholsam. Danach ging es auch schon weiter. Auch hier wieder der Blick von der Terrasse zu einem Gebäude, das sehr kontrastreich war: Auf der einen Seite schön gepflegt, auf der anderen Seite so, dass man sich doch Sorgen über den Zustand des Gebäudes macht und sich fragt, wie lange das noch gut geht … Dieses Kontrastprogramm zieht sich auch nach 30 Jahren noch wie ein roter Faden durch die Landschaft.
Näher an die Elbe
Zwischendurch keimt immer wieder meine Hoffnung auf, näher an die Elbe zu kommen. Das klappt aber nicht so gut. Der Elberadweg führt nicht auf Elbdeichen längs, wie ich es erhofft hätte, obwohl ich es natürlich recherchiert habe. Man kommt allerdings immer wieder an Gewässern vorbei, die nicht zwingend die Elbe sein müssen. Teilweise ist der Weg nicht gut ausgeschildert. An dem einen Tag traf ich auch Radler, die große Umwege gefahren sind, weil sie die richtige Abzweigung nicht gefunden haben. Das ist jetzt hier nicht so prickelnd. Da habe ich schon bessere Stücke erlebt – zum Glück! Aber es kann halt nicht immer alles perfekt sein und ein bisschen Wegesuche gehört zum Wandern schließlich mit dazu.
Tschüss, Kreislauf
In Gerwisch allerdings wurde ich von einem vermutlich Einheimischen tatsächlich in die völlig falsche Richtung geschickt. Gott sein Dank kam jemand anderes vorbei und hat meine Zweifel an dieser Richtung bestätigt und mich wieder in die entgegengesetzte Richtung geschickt. Das war dann auch der richtige Weg, der am Ende auch fast ans Ziel führte. Ungefähr zehn Kilometer vor dem Ziel musste ich allerdings aufgeben, da ich sehr erschöpft war, weil es zu warm wurde. Mein Kreislauf wollte nicht mehr. Deshalb gibt es auch fast keine Fotos von dieser Strecke. Bevor ich irgendwo stranden würde, habe ich mir ein Taxi gerufen und bin direkt nach Magdeburg gefahren. Das war tatsächlich das Beste, was ich machen konnte, obwohl das Aufgeben natürlich an meinem Stolz und Ehrgeiz gekratzt hat. Das gebe ich gern zu, aber es ging einfach nicht mehr.
Thailändisch am Hasselbachplatz
So bin ich dann in der Nähe vom Hasselbachplatz in meiner Unterkunft angekommen, wo es tatsächlich sehr schön war. Vorher habe ich draußen noch einen Kaffee getrunken, wo es einiges an Gastronomie gibt. Am Hasselbachplatz kann man auch abends gut ausgehen. Ich habe ein wenig Pause gemacht, dann in einem wirklich sehr guten thailändischen Restaurant gegessen und mich noch auf den nächsten Tag vorbereitet. Sprich, ich habe noch geduscht und mich dann ins Bett gelegt.
Der erste Tag ist vorbei!
Ja, das war der erste Tag dieser Runde an der Elbe. Ich habe Magdeburg auf einem – für mich ungewöhnlichen Weg – aber am Ende doch immerhin noch erreicht. Kennt jemand Magdeburg und Umgebung? Schreibt doch mal! Wie immer freue ich mich sehr über eure Kommentare!