Tag 12 der Elbwanderung
Der letzte Wandertag in dieser Woche an der Elbe führt mich von Dömitz nach Lenzen. Er beginnt sehr angenehm mit einem leckeren Frühstück im Wintergarten von Karin Karstens, in deren Pension ich übernachtet habe. Es war ein sehr freundliches Willkommen. Ich war mal wieder gut aufgehoben und habe in diesen Tagen überhaupt ein unglaubliches Glück mit meinen Gastgebern. Die Glücksträhne reißt einfach nicht ab, ich bin gespannt auf heute Abend.
Ein Bienenlehrgarten
Die Strecke hat mich erst mal aus der Stadt hinausgeführt. Ich habe einen Bienenlehrgarten entdeckt, da wollte ich eigentlich ein Video aufnehmen für euch. Doch das habe ich dann doch unterlassen, weil dort zu viele Autos vorbeifuhren. Nun gut, ich habe dabei immerhin gemerkt, dass ich meinen Tracker noch gar nicht angestellt hatte. Das habe ich dann zügig nachgeholt. Also wird heute Abend wahrscheinlich ein Kilometerchen fehlen, aber das macht ja nichts.
Am Elbdeich nach Lenzen
Durch ein Gewerbegebiet habe ich den Ort verlassen, bin an die Elbe gekommen. Seither wandere ich auf dem Elbdeich und das werde ich auch weiter so machen – fast bis nach Lenzen. Dadurch wird die Strecke ein klein bisschen länger, aber auch schön grün. Und da es heute der letzte Tag ist, möchte ich ihn auch streckenmäßig möglichst intensiv nutzen und gehe gern ein wenig weiter.
Storchennachwuchs an der Elbe
Aber zum Leidwesen für euch, liebe Leserinnen und Leser, passiert nicht allzu viel auf dem Deich. Ich treffe Störche, ich höre viele Frösche quaken. Endlich kann ich euch mal von den am Wegesrand quakenden Fröschen oder Kröten erzählen, die es hier in großen Mengen gibt. An einem der Storchennester am Wegesrand war an einem Baum eine Aufzuchtstatistik befestigt. Storch und Landschaft sind eng miteinander verbunden. Je größer das Nahrungsangebot, desto besser gelingt die Aufzucht des Storchennachwuchses. Und tatsächlich, ganz viele Jahre waren mit Null gekennzeichnet. Doch in den letzten Jahrzehnten steigen die Zahlen der Aufzuchten wieder an. Das ist eine großartige Leistung, die die Menschen hier in dieser Region erbringen für die Natur. Toll, danke dafür!
Gedanken auf dem Weg nach Lenzen
Menschen wie Frau Karstens und ihre Familie, die tun mit ihrer Pension so viel für die Stadt Dömitz und ihren Altstadtkern, der sehr hübsch ist und eine interessante Struktur hat. Da stehen so einige Häuser, die dringend restauriert werden müssten. Bei manchen hat man wirklich Angst, dass ganz viel verloren geht in den nächsten Jahren, wenn sich niemand um die Gebäude kümmert. Wenn sich eine Familie so eines Hauses annimmt, wie die Karstens das tun, ist es einfach großartig und trägt zum Erhalt dieses Ortskerns bei. Der Einzelhandel ist nur noch vereinzelt in der Innenstadt präsent. Ich habe übrigens in der Goethestraße 5 übernachtet, falls meine liebe S. H. es liest. In dieser kleinen Straße gab es, so habe ich heute erfahren, früher fünf Bäckereien und in dem Haus der Pension war ein Milchladen. Das muss man sich mal vorstellen. Ich glaube, es sind noch ein oder zwei Radler-Pensionen in der Straße und das war es auch schon. Gegenüber ist ein Kaufhaus, das im Moment leer steht und renoviert wird. Das übernimmt die Stadt, es werden Büros einziehen. So bleibt das Gebäude zumindest erhalten und wird gepflegt. Es gibt auch ein paar wirklich nette Läden, aber für den alltäglichen Bedarf muss man raus aus der Altstadt. Das ist schon schade.
Discounter und Einkaufszentrum
Ich bin bis zum Hafen getigert, um mir zwei Äpfel und ein paar Kekse zu kaufen. Dort kann man nämlich Lebensmittel kaufen. In der Nähe habe ich in einem kleinen Einkaufszentrum auch etwas gegessen. Unterwegs sah ich an einem Geschäft weiter zur Altstadt hin das Schild: „Wir sind umgezogen“ – in eben dieses Einkaufszentrum. Das zieht natürlich auch Energie aus der Altstadt an den Stadtrand. Aber so ist es wohl überall, landauf, landab und auch im schönen Franken sieht man ja in einigen Orten solche Entwicklungen und immer mehr Leerstände.
Eine wundervolle Landschaft zwischen Dömitz und Lenzen
Trotzdem ist es hier landschaftlich einfach wunderschön. Man kann laufen, laufen, laufen. Man sieht fast keine Wanderer. Eine Wanderin habe ich gerade an meiner Bank vorbei laufen sehen, ansonsten sind mehr Radfahrer unterwegs. Aber ich glaube, die Landschaft könnte mehr Wanderer vertragen.
Und wieder freundliche Menschen
Jetzt habe ich in einem atmosphärisch sehr angenehmen Restaurant direkt hinter dem Deich einen Kaffee getrunken. Es war noch gar nicht geöffnet und ich wurde trotzdem freundlich aufgenommen und mit einem guten Cappuccino versorgt. Jetzt geht es weiter in Richtung Lenzen. Ich schau gleich mal, wie weit ich bin. Schätzungsweise habe ich jetzt noch so circa dreizehn Kilometer vor mir. Da es erst dreizehn Uhr ist, habe ich alle Zeit der Welt und stricke noch ein bisschen auf dieser Bank, genieße den schönen Wind und das Spiel der Wolken, solange es nicht regnet. Sollte es regnen, kommt sofort wieder das Regencape zum Einsatz und ich wandere wieder als rosafarbene Hutzelfrau durch die Gegend. Ich glaube, das sieht sehr lustig aus, aber ich bin nicht zu übersehen und welche Farbe sollte mein Regencape auch sonst haben?
Die letzten zehn Kilometer
Die letzten gut zehn Kilometer am letzten Wandertag waren relativ unspektakulär. Es war gutes Wanderwetter, wurde auch warm und irgendwann war auch von Regen gar nicht mehr die Rede. Der Weg war super auf dem Deich, ganz klasse und die Bebauung sehr schön. Immer wieder hübsche Anwesen, manchmal auch ein wenig verfallene Bauernhäuser, aber insgesamt doch recht gepflegt. Ab und an ein Kunstwerk am Weg, es gab also doch ein bisschen Abwechslung. Ich habe nur einen Fehler gemacht: Ich habe den Deich zu früh verlassen und bin dann zweieinhalb Kilometer an einer Landstraße, der B195 Richtung Lenzen entlang gelaufen, konnte aber den Deich sehen. Ich wäre lieber am Deich gegangen. Aber wie es so ist, nicht immer entscheidet man sich für die richtige Route. Ursprünglich hätte ich schräg abkürzen können, deswegen hatte ich auch diese Strecke gewählt. Nur war dieser Weg leider nicht mehr begehbar.
Gute Nacht in Lenzen
In Lenzen war es sehr überschaubar und ruhig. Eigentlich ein hübscher Ort, aber auch hier werden wohl zum Wochenende die Bürgersteige hochgeklappt und ich weiß auch nicht, ob sie am Montag wirklich wieder heruntergeklappt werden. Die Pension, in der ich war, ist verwandtschaftlich verbandelt mit dem Restaurant, das auch am Abend geöffnet hatte. Das war sehr gut organisiert, so hatte ich keine Probleme, meinen Hunger zu stillen und war wirklich wieder gut untergekommen. In dieser Pension werde ich auch zum Start der nächsten Tour wieder zu Gast sein, wenn es sich irgendwie einrichten lässt. Das passt sehr gut und mit dem Bus kommt man auch bequem in den Ort.
Wie erlebt ihr die Entwicklungen in den kleinen Orten im Norden und Süden, im Osten und Westen? Ich freue mich über eure Einschätzungen und eure Kommentare – hier und gern auch per E-Mail.