Tag 16 der Elbwanderung
So, das ist heute der vierte Tag dieser Reise. Ich bin heute Morgen um halb neun im Gutshof Büttnershof aufgebrochen. Nach einem netten Frühstück, ich habe mir wieder ein bisschen Proviant mitgenommen, habe ich mich schnurstracks und sehr straight auf den Weg gemacht. Diesmal habe ich kaum fotografiert, eigentlich wollte ich gar nicht fotografieren, aber ganz vermeiden ließ es sich nicht. Es war ein herrlicher Weg, den ich sehr genossen habe. Eine ganze Weile ging es parallel zu einer eher kleinen Landstraße auf einem Fußweg entlang, der wiederum eine von der Straße fast isolierte Allee bildete: Der Weg war von der Straße durch Bäume abgetrennt und auf der anderen Seite zu den Feldern hin auch. Irgendwann hörte es mit den Bäumen auf der Feldseite auf. Aber es war trotzdem noch ein guter Weg.
Ungewöhlich, hier ein Industriegebiet
Nach einer Weile bin ich ins Industrie- und Gewerbegebiet Dammfeld gekommen, das war schon unerwartet. Vor dem Industriegebiet kam noch eine wirklich schöne Rastgelegenheit, die habe ich aber nicht genutzt, sondern bin gleich weiter gegangen. Im Gegensatz zu Rothenburgsort in Hamburg, das ich ja auch durchwandert habe, war hier alles recht aufgeräumt, teilweise sehr neu. Ein paar Gebäude waren aber auch schon im Verfall begriffen, doch da musste ich schon zweimal hinschauen, um das aus der Ferne wahrnehmen zu können.
In Dalchau denke ich an Apfelmus
In Dalchau, einem netten kleinen Ort, wurde ich am Ortseingang mit wildem Hundegebell begrüßt. Da habe ich die Bank am Ortseingang lieber nicht genutzt. Ich glaube der Hund hätte nicht mehr aufgehört zu bellen und die Nachbarn völlig kirre gemacht. Deshalb bin ich weiter gegangen. Ein Stück weiter habe ich noch eine nette Bank gefunden, die Privatleute hier aufgestellt haben und die man benutzen darf. Eine sehr gastfreundliche Geste. Hier habe ich jetzt auch einen netten Hund im Hintergrund, der nur kurz bellt, weil gerade jemand auf seinen Hof kommt. Ich genieße den Sonnenschein, hab unterwegs noch einen Straßenapfel gerettet. Es ist ganz traurig, die liegen hier überall herum. Ich würde sie alle mitnehmen und ausschneiden und Apfelmus davon kochen wollen, aber leider wird das schwierig mit dem Tragen im Rucksack. Auch Kastanien und Ähnliches zu sammeln empfiehlt sich für mich leider nicht. Da bleibe ich ganz strikt bei der Gewichtsoptimierung meines Gepäcks: Es wird nichts gesammelt!
Arneburg auf dem Weg nach Stendal
Von Dalchau aus ging ich weiter nach Arneburg. Arneburg ist ein hübscher Ort. Was fehlt ist allerdings das Ortseingangsschild. Nur der Rahmen ist noch zu sehen. Aber darunter ist ein weiteres Schild, das auf die Touristeninformation, die zugehörigen Toiletten hinweist und auf ein Bürgercafe hinweist. Letzteres habe ich zwar nicht gefunden, aber immerhin die Touristeninformation. Es scheint ein sehr langgezogener Marktplatz zu sein mit einer überdachten Sitzgruppe und Bänken, einer kleinen Skulpturengruppe, einer Pizzeria, die schien aber geschlossen zu sein und eben der Touristeninformation. Die habe ich dann gleich besuchen wollen. Leider war wegen Krankheit geschlossen.
Von Kirchenmäusen und Katzen …
Weiter ging’s zu der in dem kleinen Ort mächtig scheinenden Kirche. Mich hat diese Kirche ganz besonders angesprochen. Erstmal finde ich es sehr sympathisch, wenn die Kirchen offen sind und dort war gleich ein Schild vor der Tür mit der Aufschrift „offen“ und lud zum Anschauen der Kirche ein. Also hinein in die Kirche, was gar nicht so einfach war, weil ich mit dem dicken Rucksack in einen dunklen kleinen Vorraum kam. Dann also erst mal die Tür wieder öffnen, damit ich die zweite Tür mit ein wenig Licht überhaupt finden konnte, dann die erste wieder verschließen. Bei der zweiten Tür fand ich das lustige Schild, dass man die Türen bitte schließen sollte, weil auch die Katzen gerne in die Kirche kämen. Vermutlich wegen der Kirchenmäuse. Gut, ich habe den Kirchenmäusen ein wenig Ruhe gegönnt und beide Türen geschlossen. Die Pause in dem ruhig gestalteten Gotteshaus habe ich genossen. Der Innenraum wurde vor etwa hundert Jahren neu gestaltet.
Ein wundervoller Platz
Ein kleiner Gang um die Kirche lohnt unbedingt. Sie steht ganz nah am und auch etwas erhöht über dem Elbufer. Zum Fluss hin gibt es Aussichtsbänke und einen liebevoll gepflegten Kirchhof. Ich habe ein wenig fotografiert, auch das Kirchengebäude, das eine besondere Ruhe ausstrahlte.
Pause und eine Hochzeitssuppe auf dem Weg nach Stendal
Schließlich bin ich über einen anderen Platz gegangen, auf dem mich schon wieder eine Skulpturengruppe erwartete: zwei Fischer, die zwischen sich eine Fuhre Fisch trugen, man sah Netze, aus denen Wasser herauslief. Das war recht verspielt und pittoresk gestaltet – eine besondere Brunnenform. Zwischen malerischen kleinen Häusern, die wie Reihenhäuser oder wie Perlen auf einer Schnur aufgefädelt wirkten, jedes ganz individuell gepflegt, ging ich zum Burgrestaurant. Wo heute das Burgrestaurant ist, stand einst eine Burg. Im letzten Jahrhundert haben die Bürger an ihrem ehemaligen Standort das Burgrestaurant gebaut, wo ich nett willkommen geheißen wurde. Zunächst war ich die einzige Gästin. Später kamen zwei weitere Gäste. Ich hatte eine Hochzeitssuppe und ein großes Eis. Immerhin ist das der Tag, der heute auf über dreiunddreißig Kilometer kommen soll, da kann ich mir dann ruhig mal ein Eis gönnen.
Der Aussichtspunkt
Es ist ruhig zu dieser Jahreszeit. Zu dem Restaurant gehört ein Aussichtspunkt. Trotz meiner Höhenangst habe ich mich kurz auf die Plattform gewagt und ein paar Bilder gemacht. An den Rand konnte ich aber nicht gehen, sodass das Geländer auf den Bildern zu sehen ist. Ich bin zügig wieder herunter gegangen, begleitet von einem kleinen Glückskätzchen, das sich auch auf die Aussichtsplattform gewagt hatte. Wer genau darauf achtet, kann sie im Video maunzen hören:
Viele Kastanien und ein Päuschen vor Stendal
Dann ging es in Richtung Arnim. Arnim war ein sehr kleiner, überschaubarer und ruhiger Ort, an dessen Rand ich gleich von einer Bank empfangen wurde, die ich dann für eine weitere Pause nutzte und in Ruhe telefonierte. Aufgrund der heutigen langen Wegstrecke mache ich ganz gezielt eine längere Pause. Am Ende des Ortes bin ich später rechts nach Stendal abgebogen. Auf dem Weg lagen sehr viele Kastanien. Er führte erst an einer Pferdekoppel vorbei, es roch nach Pferden, nach Wald. Es ging eine ganz schöne Weile durch den Wald, ziemlich geradeaus. Mir kam ein älterer Herr auf dem Fahrrad entgegen, weitab sah ich einmal Wanderer, ansonsten war es wieder sehr einsam. Wie fast überall, wo ich unterwegs bin.
Abendessen in Stendal
In Stendal war die Begrüßung am Ortseingang eher unangenehm, dort war nämlich das Klärwerk und es roch wirklich fies. Ich bin schnell reingelaufen in den Ort. Ich glaube, diese Einfuhrstraße war so ungefähr zwei Kilometer lang und nachdem man außerhalb des Geruchsgürtels des Klärwerks war, standen an beiden Straßenseiten viele Einfamilienhäuser, mit der Zeit wurde die Bebauung ein bisschen enger, auf der linken Seite stand das Landratsamt und – gute Idee – dort gab es eine Toilette für mich. In Stendal habe ich aber direkt aufgemacht zum Hotel. Von Stendal habe ich daher nicht mehr viel gesehen. Das war heute eine sehr lange Strecke. In der Nähe des Hotels habe ich mir bei einem asiatischen Imbiss noch etwas zu essen besorgt. Ich muss zwar zugeben, dass ich noch nie so schlechte Bratnudeln mit Gemüse aß, aber ich habe sie mit viel Hunger verspeist und hinterher noch ein zuckriges Stück Kuchen. Zuhause würde ich so etwas niemals essen!
Zurecht müde
Nach diesem ungewöhnlichen Mahl bin schnell eingeschlafen und habe bestimmt zehn oder elf Stunden geschlafen. Das hat gut getan! Morgens gab es ein Hotelfrühstück, ich habe mir noch ein bisschen Proviant und Kaffee mitgenommen und schon begann der nächste Wandertag.
Wer war denn auch schon in der Gegend unterwegs? Schreibt mir doch eure Erlebnisse in die Kommentare oder per E-Mail.