Statt Wandertag am Jakobsweg nach Treuchtlingen
So, heute ist alles ein wenig anders. Eigentlich wollte ich auf dem Jakobsweg von Hilpoltstein aus in Richtung Eichstätt weitergehen. Das klappt aber nicht so gut, weil man am Samstag Abend von meinem Zielort nicht zurück kommt. Dort hätte ich bis Montag warten müssen. So viel Zeit habe ich leider nicht. Ich hatte auch noch gar keine Zeit, einen alternativen Wandertag zu recherchieren, an dem das dann machbar wäre. Kurzerhand habe ich mich umentschieden und bin nach Treuchtlingen gefahren. Ich wollte für euch noch ein Foto am Bahnhof machen, aber irgendwie hatte ich Hummeln im Hintern und musste sofort losrennen. Jetzt bin ich schon am jüdischen Friedhof vorbei und verlasse gerade den Ort, der tatsächlich sehr beschaulich ist, und starte meine zwanzig Kilometer-Tour auf den Spuren der Biber. Das ist eine nette Alternative, habe ich entschieden, bin mit der Bahn rausgefahren und so um halb zwölf am Start gewesen.
Der Wanderparkplatz
Am Ortsausgang von Treuchtlingen gibt es einen großen Parkplatz auf dem heute, an einem Sonnabend, jede Menge Autos stehen. Fahrräder werden abgeladen, Kinder werden nochmal gecheckt: „Bist du fit?“ und dann geht’s los in die Natur. Von hier aus werden wohl viele Wandertage stattfinden. Ich hatte schon ein wenig Sorge, dass alles überbevölkert ist, aber nach vielleicht drei- oder vierhundert Meter war Ruhe um mich herum. Sehr schön, ab und an mal ein Radfahrer oder Mountainbiker, aber hier ist ja Platz. Das klappt besser als auf den Bürgersteigen von Nürnberg. Am Dammwildgehege bin ich vorbei und jetzt geht es, ich glaube, nach Windischhausen. Und das Wetter ist tatsächlich so schön, dass ich meine Jacke ausgezogen habe.
Ein kleiner Umweg am Wandertag
Auf einer sonnigen Anhöhe unter Buchen hatte ich eben eine kleine Rastpause mit Kaffee und Käsebrot, was ich an meinem Wandertag immer dabeihaben muss, und dann habe ich mich doch prompt verlaufen. Ich war wahrscheinlich zu gut ausgeruht und zu dynamisch, musste wieder ein kleines Stückchen zurück, aber nur ein ganz kleines. Und gut, das Verlaufen gehört dazu. Jetzt gehe ich hier an einem gelb blühenden Feld vorbei. Weiter vorn muss ich noch einmal schräg nach links, habe ich gelesen, und dann bin ich, denke ich mal, wieder in der Spur. Ja, herrlich sonnig ist es, ich bin immer noch ohne Jacke unterwegs, einfach toll. Dazu dann die Herbstfärbung der Laubbäume, wirklich wunderschön.
Der goldene Stern
Nach einer weiteren kleinen Ehrenrunde bin ich schließlich in Windischhausen gelandet, musste allerdings ein Stück an der Landstraße entlanggehen, was jetzt nicht so toll war. Die Erklärung der Strecke von der VAG ist nicht so super, also der Jakobsweg von Nürnberg nach Eichstätt funktioniert wesentlich besser. Aber egal, man entwickelt an seinem Wandertag Pfadfinderqualitäten, im wahrsten Sinne des Wortes. Zumindest habe ich in Windischhausen großes Glück gehabt, die Gaststätte „Zum goldenen Stern“ hatte geöffnet. Ich bin von einer sehr netten jungen Frau mit heißem Kaffee und einem Küchle versorgt worden. Das Küchle hat einen riesigen Teller eingenommen, zum Glück ist ganz viel Luft drunter gewesen, aber ich hab erst wirklich einen Schreck gekriegt, weil ich erst dachte, die haben da ganz viel Sahne drauf gegeben. Es sah so riesig aus! Aber, wie gesagt, es war zum Glück viel Luft. Das ist bestimmt eine Kunst, das so herzustellen. Das Küchle war sehr lecker, ich kann’s nur jedem empfehlen.
Gänseleben
Die junge Frau hat mir dann auch erklärt, wie ich gut rauskomme aus dem Ort. Es geht an einer Gänseschar vorbei, die auch zu der Gaststätte gehört. Die Zukunft der weißen Schar lässt sich erahnen, immerhin haben wir Oktober und der November mit dem Martinstag ist nicht mehr weit. Die Gänse werden sicherlich bald das Zeitliche segnen und in der Gaststätte, in der ich meinen Kaffee getrunken und das gute Küchle genossen habe, auf den Tellern landen. Aber gut, so ist das Leben. Ich glaube, bis dahin geht es ihnen recht gut. Sie sind nämlich den ganzen Tag draußen, schnattern lustig vor sich hin, am Abend kommen sie in ihren Stall und dürfen das Schrot fressen, das auf dem Hof der Familie angebaut wird. Das ist natürlich ein großartiges Gänseleben, da geht es anderen Gänsen wohl wesentlich schlechter.
Wandertag auf der Sonnenseite
Dann bin ich weitergegangen, auf einer kleinen Straße durch den Hof Untermühle hindurch. Ich hatte ein bisschen Bedenken, über den Hof zu gehen, aber es hat mich keiner geschimpft. Glück gehabt! Jetzt gehe ich an der Rohrach entlang. Der Weg ist sehr, sehr schön. Man ist mal mehr, mal weniger nah an dem Bachlauf. Später soll es am Weg Infotafeln geben, die darüber informieren, wie der Biber diese Landschaft gestaltet hat. Ich bin gespannt, was ich noch sehen werde. Die Landschaft, ich bin jetzt auf der Sonnenseite des Tals, ist einfach wunderschön. Es ist toll! Links blüht es blau, rechts blüht es gelb, dahinter die Herbstfärbung mit den immergrünen Nadelbäumen dazwischen, das Ganze auf sanften Anhöhen, einfach ein Traum! Man müsste viel öfter wandern, also ich meine, noch viel öfter! Aber gut, es gibt auch noch andere Dinge zu tun und wenn das jetzt alle machen würden, dann wäre es hier bestimmt nicht mehr so schön.
Ländliche Küche und ein Traumherbst
Was ich übrigens noch erfahren habe ist, dass die Stammgäste der Gaststätte sogar aus Nürnberg kommen, was natürlich ein gutes Zeichen ist. Wer weiß, vielleicht habe ich ja auch mal Gelegenheit, dort zu essen. Das würde mich schon sehr interessieren. Ländliche Küche ist ja nun auch wirklich meins, das mag ich gern. Und dann das Wetter heute! Ich laufe hier inzwischen im T-Shirt rum, erst habe ich die Jacke an den Rucksack gehängt, neee, als erstes habe ich das Tuch in den Rucksack getan, dann hab ich die Jacke an den Rucksack gehängt und jetzt habe ich noch den Pullover ausgezogen. Denn das ist hier nicht nur die Sonnenseite des Tals, das ist heute wirklich die Sonnenseite des Herbstes. Ich würde glatt sagen, die Sonnenseite des Lebens, einfach herrlichstes Wetter.
Die Baumeister
Sonnenbeschienen geht es an meinem Wandertag dann weiter durchs Bibertal. Die bizarr aussehende Wasserlandschaft mit abgestorbenen und umgekippten Bäumen ist faszinierend. Hier kann man den Baumeister in Aktion sehen. Natürlich nur imaginiert, denn dazu sind die Biber doch etwas zu scheu. Am Ende der Biberstrecke stehen dann die Infotafeln, von denen aus man dann wieder ein Stück zurückgehen muss. Hundert Meter oder vielleicht hundertfünfzig. Dann geht es rechts über einen Höhenzug, die Hahnenkammkette, erst durch einen Wiesenweg, dann über einen Schotterweg.
Schafe gibt es hier auch
Freundliche und hilfsbereite Leute
So komme ich nach Wettelsheim, wo dann die Wegbeschreibung völlig versagt. Ich bin zum Glück auf ein freundliches Ehepaar gestoßen, das mit dem Auto unterwegs, neben mir stoppte und fragte, wo ich denn hin will. Ich muss wohl ein wenig verzweifelt gewirkt haben. Sie haben mir den Weg erklärt und so bin ich aus dem Ort genau so heraus gekommen, wie ich es wollte. Dann ging es weiter zum Wettelsheimer Keller. An dem vorbeizukommen war noch einmal ein bisschen schwierig. Aber am Ende hat auch das geklappt und der weitere Weg ging dann recht zügig Richtung Treuchtlingen, wo ich jetzt unterwegs bin zum Bahnhof. Ich gehe durch ein Gewerbegebiet, komme hier gerade an einem Aldimarkt und einem Lackierbetrieb vorbei. Alles sehr aufgeräumt und ordentlich. Eine nette Radfahrerin hat mir den Tipp gegeben, hier links zu gehen, weil man da gut zum Bahnhof käme. Alles ganz fein.
Google kennt auch nicht alles 😉
Ein kleiner Nachtrag noch von Treuchtlingen: Am Ende stand ich vor einer Unterführung, die Google-Maps anscheinend nicht kennt. Aber die Radfahrerin hat mich dorthin geschickt, ich bin voller Vertrauen hindurch und es war genau der richtige Weg. Auf der anderen Seite hat dann auch Google-Maps mich wiedergefunden und mir den rechten Weg gewiesen. Allerdings hatte ich tatsächlich ein paar Probleme den Eingang zum Bahnhof zu finden. Ein kleines Schild, liebe Treuchtlingerinnen und Treuchtlinger, wäre da gar nicht schlecht. Am Ende war ich am Bahnsteig, der Zug hatte Verspätung, ich bin hinein gejumpt, ein junger Mann hat noch versucht, die Tür für mich zu sperren, damit sie nicht schließt. Doch am Ende war sogar noch ein Moment Zeit. Erst als ich saß, fuhr der Zug los nach Nürnberg. Alles hat wunderbar geklappt. Es war ein großartiger Wandertag in einer wirklich schönen Region.
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